Büroausflug nach Gent

Nach 2 ½ Jahren pandemiebedingter Zwangspause konnte das Londoner Studio nun wieder einen ausgedehnten Büroausflug auf das europäische Festland unternehmen. Mit dem Eurostar fuhren wir für einige Tage nach Belgien, um die architektonischen Schätze von Gent zu erkunden. Die Hauptstadt Ostflanderns zeichnet sich vor allem durch das Zusammenspiel von historischen und zeitgenössischen Bauwerken aus. Hier ein kleiner Einblick in unsere Erlebnisse:

Les Ballets C de la B und LOD

Den Auftakt unserer Genter Erkundungen bildete ein Besuch der Bijloke-Stätte südlich des historischen Zentrums von Gent. Vor über 10 Jahren wurde für diesen Ort ein Masterplan entwickelt, der das Gelände des ehemaligen Krankenhauses in einen Kunst- und Kulturcampus verwandeln sollte. Les Ballets C de la B und LOD wurden eingeladen, sich auf dem neuen Bijloke-Areal niederzulassen und entwickelten mit den Architekten de Vylder Vinck Taillieu zwei Gebäude, die architektonisch nicht weniger ambitioniert sind, als das, was das Theaterkollektiv auf der Bühne zeigt.

Die Besonderheit der Architektur ist ihre konzeptionelle Radikalität, in der alle Konstruktionsmaterialien unverkleidet gezeigt werden – Ziegel, Beton und grün gestrichener Stahl bilden eine offene Struktur, die sich spielerisch zu Räumen fügt. Schon von außen ist dies durch eine großflächig verglaste Fassade ablesbar. Anders als erwartet, erkundeten wir das Gebäude nicht durch eine geführte Tour, sondern ganz auf eigene Faust und waren ganz eingenommen von der Methode der offenen Konstruktion. Auf dem Dach angekommen, hatten wir einen Blick auf das Gesamtareal. Die landschaftliche Gestaltung, die wie die Gebäude auf den ersten Blick etwas willkürlich erscheint, folgt auf den zweiten Blick einem klaren Konzept und fügt die einzelnen Baukörper geschickt zu einem Ganzen zusammen.

Abtei Roosenberg

Mit dem Zug fuhren wir von Gent nach Waasmunster. Nach einer weiteren halben Stunde Fußmarsch durch dichten Wald gelangten wir an unser Ziel: die Abtei Roosenberg von Dom Hans van der Laan. Vor dem Gebäudekomplex in klarer modernistischer Architektursprache wurden wir von Philipe empfangen. Durch seinen jahrelangen Dienst als Hausmeister der Abtei kennt er das Gebäude und seine Entwurfsgeschichte von Grund auf: egal was wir wissen wollten, Philipe hatte eine Antwort!

Im Gegensatz zu der farbenfrohen Materialität von Les Ballets besteht die strenge Abtei aus weiß gestrichenem Ziegel, rohem Sichtbeton und dunklen Metallfenstern. Dom Hans van der Laan schuf durch die rigorose Verwendung eines aufgefeilten Entwurfssystems und einfachen aber durchdachten Konstruktionsdetails ein überaus komplexes Werk. In ihm ist alles – von den Stühlen, Schränken und Gewändern für die Nonnen bis hin zur Größe und Ausrichtung des Gebäudes – durch geometrische, „plastische“ Proportionen verbunden.

Robbrecht en Daem

Auf unserer Genter Erkundungstour konnten wir auch das Büro von Robbrecht en Daem Architekten besuchen. Ein ehemaliges Holzlager, das sich in einem Wohngebiet im Nordwesten der Stadt befindet, wurde im Jahr 2009 durch einen Bürotrakt erweitert. Der Geschäftsleiter und Sohn der Gründer*innen, Johannes Robbrecht, gab uns eine Führung durchs Büro und stellte aktuelle Projekte vor.

Unsere Tour begann mit dem großzügigen, überdachten Außenbereich. Die offengelegte Konstruktion der Halle formt einen geschützten Raum, der flexibel für Veranstaltungen, Installationen oder als Lagerstätte genutzt wird. Im rückwärtigen Bereich befindet sich ein Garten mit Schwimmbecken, das allen Mitarbeiter*innen zugänglich ist. Im Erdgeschoss des neugebauten Bürotraktes sind eine Modellwerkstatt, Besprechungs- und Versorgungsräume untergebracht. Das Obergeschoss hingegen ist ganz offengehalten. Die dortigen Arbeitsplätze werden nur durch halbraumhohe Regale voneinander getrennt und besitzen durch die ausschließliche Verwendung von Holz, die großflächige Glasfassade zur Halle und den Verzicht auf Zwischenwände eine lichte und angenehme Arbeitsatmosphäre.

Robbrecht en Daem Architekten prägen durch ihre Entwürfe maßgeblich auch das Stadtbild von Gent. Auf unseren Wegen durch die Stadt kamen wir mehrmals an ihren Bauwerken vorbei, wobei die Markthalle als ein ganz besonderes hervorzuheben ist. Sie wurde im Zuge eines städtebaulichen Wettbewerbs zur Neufassung und Wiederbelebung des historischen Zentrums im Jahr 2013 in Zusammenarbeit mit Marie-José Van Hee Architekten geplant. Vier Betonsockel tragen die mit Holz verkleidete, gefaltete Dachkonstruktion und ermöglichen eine Öffnung der Halle zu allen Seiten. Der so neu geschaffene Platz wirkt offen und geschlossen zugleich und bietet einen einladenden Rahmen für vielfältige kulturelle Veranstaltungen und reges Markttreiben.

Neben dem hier Beschriebenen haben wir noch zahlreiche weitere inspirierende Orte besuchen können, geprägt von dem mutigen Umgang der Genter mit ihrer reichhaltigen Baugeschichte.

 

 

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